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Büchervitrine: Das Pferd ist ein Hund.

Immer, wenn Clara oder Luze einen dreckigen Tag haben, wenn nichts schön ist, spielt Mama mit ihnen ein Spiel: ALLES WIRD GUT. Und Clara, Ich-Erzählerin in Tamara Bachs neuem Buch 'Das Pferd ist ein Hund', hat gerade so einiges, was gut werden muss in ihrem Leben. Es sind viele lose Enden, die wieder zusammenfinden müssen, Fragen, die sich im Kopf drehen, Gedanken, welche sie zu wälzen hat. Da ist zum Beispiel ihre kleine Schwester Luze, die nach dem Wegzug ihres allerbesten Freundes immer stiller, kleiner und unsichtbarer wird. Nicht nur Clara macht sich Sorgen, auch ihre Eltern wissen nicht, wie aus Luze wieder ein fröhliches, glückliches und wildes Kind werden soll. Gemeinsam mit allen Nachbarn versuchen sie, ihr zu helfen in den Alltag zurück zu finden. Schlussendlich löst Luze ihr Problem aber selbst, als sie eines Tages 5 Päckchen Brause gegen einen Hund eintauscht. Dass nur sie den Hund sehen kann, stört niemanden, Hauptsache ist, die alte, fröhliche und unternehmungslustige Luze ist zurück. Doch Claras Freude währt nicht lange, denn schon steht das nächste Problem vor der Tür: es hat einen ungewöhnlich starken Wintereinbruch gegeben, so dass sämtliche Schulen geschlossen werden und Kinder und alte Leute nicht mehr nach draussen dürfen. Diese Entscheidung stellt nicht nur Claras und Luzes Leben auf den Kopf, auch ihre Eltern werden auf dem falschen Fuss erwischt. Wer bleibt bei den Kindern, wer muss oder darf arbeiten gehen? Clara und Luze sehen das Ganze alles als ein spannendes Abenteuer. Am Anfang zumindest. Ein bisschen Abwechslung im Alltag kann ja nicht schaden. Doch je länger dieses 'kältefrei' dauert, desto ungemütlicher und enger wird es- in der Familie, in der Wohnung, im ganzen Mietshaus. Die Erwachsenen streiten sich darüber, wie sie Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt unter einen Hut bringen sollen. Der Tonfall wird zunehmend rauher, es wird diskutiert und gestritten, immer mal wieder liegen die Nerven blank. Clara und Luze merken genau, wann sie besser schweigen, sich in ihr Zimmer zurückziehen und sich selbst um sich kümmern. Und als wären das nicht schon genug Probleme, ist da ja noch der Streit mit Lisa, Claras besten Freundin. Mit der hat sie sich am Tag vor der Schulschliessung so richtig dolle gestritten und seitdem herrscht Funkstille. Aussprechen können sie sich nicht, weil sie sich nun ja nicht mehr sehen. Oder wenn, dann nur am Bildschirm, wenn sie Online-Unterricht haben. Aber sich vor der ganzen Klasse auszusprechen ist unmöglich. Ob sie Lias vielleicht einfach mal anrufen soll? Könnte Lisa ja aber auch machen, oder?

Einen Lichtblick gibt es im ganzen Durcheinander: Clara bekommt endlich die Gelegenheit, Vincent näher kennenzulernen, ihr Nachbar und der schönste Junge auf der ganzen Welt! Die beiden verbringen plötzlich sehr viel Zeit miteinander, denn Vincents Vater muss arbeiten und hat niemanden, der bei Vincent bleiben kann. Also verbringt Vincent die Tage oft bei Clara und Luze oder sie sind alle drei bei anderen Nachbarn zu Besuch. Doch die gemeinsame Zeit ist für Clara eine ziemliche Enttäuschung: Vincent stellt sich als ziemlich wortkarg heraus. Meist sitzt der mit Stöpseln in den Ohren vor dem PC und starrt in den Bildschirm.

Zum Glück lässt sich Luze von Vincents Schweigen nicht aus dem Konzept bringen. Mit ihrer direkten, erfrischenden Art gelingt es ihr, den Jungen Stück für Stück aus der Reserve zu locken und ihn für sich zu gewinnen. Überhaupt ist Luze, so stellt sich bald heraus, der Schlüssel für alle Probleme in Claras Leben und in dieser Ausnahmesituation. Immer dann, wenn es besonders schwierig wird, die Gemüter besonders erhitzt sind und allen alles über den Kopf zu wachsen droht, findet Claras kleine Schwester die richtigen Worte, lässt den passenden Spruch fallen oder ist mit einer Idee zur Stelle.

' Das Pferd ist ein Hund' ist ein herzerwärmendes und erfrischendes Buch mit sympathischen Charakteren. Man kann es als Roman zur Pandemie lesen, muss aber nicht. Denn es hat so viel mehr an Themen zu bieten, dass es auch dann spannend ist, wenn man es einfach als Schilderung aus dem Kosmos eines Mietshauses liest, als einen Roman über die Gegebenheiten und Hürden des Alltags, als Einblick in den Alltag eines ganz gewöhnlichen Mädchens.

Veröffentlicht am 10.01.2022

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