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Newsletter: Ein Hoch auf die Kinder- und Jugendliteratur

Dieser Frühling stand und steht noch immer ganz im Zeichen der Kinder- und Jugendliteratur. So wurden im März die Nominationen für den Schweizer Kinder- und Jugendliteraturpreis und den Deutschen Literaturpreis bekannt gegeben. Im April dann wurden die Preisträger:innen des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises bekannt gegeben und im Mai schliesslich ist die Longlist zum Bookstar erschienen, dem Schweizer Jugendbuchpreis, bei dem ausschliesslich Jugendliche das Siegerbuch bestimmen. Am 18. Mai geht es dann mit dem Vorlesetag weiter, wo in der ganzen Schweiz in Bibliotheken, Buchhandlungen, auf Spielplätzen oder sogar in Luftseilbahnen vorgelesen wird. Vom 27. Bis 29. Mai finden die Solothurner Literaturtage statt. Dort wartet nicht nur ein abwechslungsreiches Kinderprogramm auf euch, am 28. Mai erfahrt ihr auch, wer den Schweizer Kinder- und Jugendliteraturpreis nun schliesslich gewinnt. Auf keinen Fall verpassen! Und als Sahnehäubchen auf den eh schon kunterbunten Kinderbuchfrühling gibt es im Gewerbemuseum Winterthur die Ausstellung «Bilderbücher- inszeniert und illustriert» zu sehen. Die sorgfältig kuratierte Ausstellung lädt zum Stöbern, staunen und mitmachen an, nimmt zahlreiche Themen rund ums Bilderbuch auf und wird begleitet von einem spannenden Rahmenprogramm. Ein wahres Fest für die Kinder- und Jugendliteratur also – mit Literaturtipps und Anregungen für kleine und grosse Bücherfreunde! Im Folgenden werfen wir nun einen etwas genaueren Blick auf die Nominierungslisten des Schweizer und des Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreises.

Schweizer Kinder- und Jugendliteraturpreis

Auch dieses Jahr haben es wieder fünf Bücher auf die Shortlist geschafft- vier Bilderbücher und ein Kinderbuch. Und gerade die vier nominierten Bilderbücher zeigen, wie vielfältig das einheimische Bilderbuchschaffen ist, denn es sind völlig unterschiedliche Bücher, welche sich im Rennen um den Titel befinden. «Astor», das Bilderbuch von Tito Moccia, ist eine Liebeserklärung an die Unterwasserwelt. Es erzählt die Geschichte von Astor, der das Meer mit all seinen Tiefen und Wundern liebt, und sich mit einem U-Boot auf eine Reise in die Unterwasserwelt begibt. Auf der Reise macht er Bekanntschaft mit verschiedenen Meeresbewohnern, trifft aber auch auf Wracks von Kreuzfahrtschiffen. Die sorgfältigen Illustrationen haben etwas poetisches, sie zeigen die Liebe zu der geheimnisvollen Unterwasserwelt. Kleinere Leserinnen und Leser verleiten sie dazu, die Stifte hervorzuholen und die Unterwasserwelt farbig zu gestalten. Der Text vermittelt ganz ohne Moral Sachwissen über das Meer und seine Bewohner, wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, findet im hinteren Teil des Buches weitere Sachinformationen zum Thema.

Johanna Schaible versucht in ihrem Bilderbuch «Es war einmal und wird noch lange sein» dem Thema Zeit auf den Grund zu gehen. In einer einzigartigen Mischung aus Text, Bild und Form blickt sie zuerst weit zurück, bis zu den Anfängen des Lebens, und nähert sich danach in kleinen Schritten der Gegenwart an. Dabei spielt sie mit dem Format des Buches: Je näher wir der Gegenwart kommen, desto kleiner werden die Seiten. Wenn wir im Heute, in der heutigen Nacht, angekommen sind, eine Sternschnuppe vorbeifliegen sehen und uns etwas wünschen dürfen, ist die Seite nur noch so gross wie die eines Pixibüchleins. Von dort geht die Reise dann weiter, in die Zukunft dieses Mal. Zuerst in die Mittelbare, ins Morgen, in den nächsten Monat, in nächste Jahr. Und sie stellt die Frage, was wir uns für die Zukunft wünschen. Johanna Schaible spielt mit dem Text, den Illustrationen und dem Medium Buch als solches. Sie lotet alle Möglichkeiten aus, welche dieses Medium zu bieten hat und schafft es auf diese Art, das Thema Zeit kleinen und grossen Kindern, jungen und alten auf unvergleichliche Art näher zu bringen.

Eine ganz andere Geschichte erleben Leserinnen und Leser im Buch «Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb» von Laura D’Arcangelo. Der unscheinbare Herr Bert wird gerne und häufig übersehen, ein Umstand, der im ziemlich zu schaffen macht. Als jedoch ein Dieb sein Unwesen treibt und Herr Bert und sein Hund Alfonso plötzlich unter – falschem- Tatverdacht stehen, kommt ihm seine Unsichtbarkeit gerade gelegen: Sie hilft ihm nämlich bei der Suche nach dem wahren Täter! Laura D’Arcangelo’s Bilderbuch ist eine rasante Detektivgeschichte in welcher farbenfrohe, dynamische Bildern und einfache Texte gekonnt zusammenspielen und das Thema Unsichtbarkeit und Sichtbarwerden in Szene setzen.

«Le voisin» von Walid Serageldine schliesslich kommt ganz ohne Text aus und erzählt dennoch eine Geschichte, beim genaueren Betrachten sogar zwei. Vordergründig geht es im Buch um die Nachbarschaft zwischen einer Elefantenfamilie und einem Nashorn. Es ist, so stellt man schnell fest, keine allzu glückliche Nachbarschaft, eine, welche die Nerven auf beiden Seiten auf die Probe stellt. Muss man es sich gefallen lassen, wenn der Grill der Nachbarn die frisch gewaschene und aufgehängt Wäsche verqualmt? Darf man sich dann rächen? Und wenn ja, wie? Das einerseits sehr schlichte, aber auch detailreiche Buch lädt zum Verweilen, zum immer wieder darin blättern, zum Philosophieren, diskutieren und zum Schmunzeln ein. Und wer es ganz genau betrachtet, entdeckt im Apfelbaum eine kleine Liebesgeschichte.

Neben den vier völlig unterschiedlichen Bilderbüchern sind Andrea Gerster und Lika Nüssli mit ihrem Werk «Moni heisst mein Pony» im Rennen um den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis. Die Autorin und die Illustratorin wagen mit dem Buch ein Experiment: Sie verschriftlichen die Literaturform des Spoken Word. Kann man etwas, da explizit für die Mündlichkeit gedacht ist und auch davon lebt, verschriftlichen? Darf man das überhaupt? Ja und ja! Andrea Gerster gelingt es vorzüglich, in ihren kurzen und kurzweiligen Texten, welche sich immer ganz nahe an der Alltags- und Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen bleiben, das Gefühl des spontanen zu vermitteln und so den Reiz des Spoken Word aufrecht zu erhalten. Lika Nüsslis Illustrationen ergänzen die Texte gekonnt, in dem sie nicht einfach das Geschriebene illustrieren, sondern zu einer weiteren, eigenständigen Auseinandersetzung einladen und Inputs für neue Geschichten geben.

Alle fünf nominierten Bücher eignen sich hervorragend für den Einsatz im Unterricht oder in einem ausserschulischen Kontext. Nicht nur die gewählten Themen laden zu einer vertieften Auseinandersetzung ein, auch die Texte und Illustrationen bieten viel Potential für Anschlussaktivitäten und die Umsetzung eigener Ideen. Mehr dazu lest ihr in Kurznewslettern zu allen fünf Titeln, welche ich in loser Folge bis zur Preisverleihung am 28. Mai hochladen werde.

Deutscher Kinder- und Jugendliteraturpreis

Die Nominierungsliste zum Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis fällt traditionellerweise länger aus als die zum Schweizer Pendant. In Deutschland werden Preise in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch vergeben, zudem gibt es den Preis der Jugendjury und den Sonderpreis ‘Neue Talente’ Illustration. Den Link zur Nominierungsliste findet ihr hier: https://www.jugendliteratur.org/nominierungen-2022/c-103

Zwei Bücher fallen einem beim Blick auf die Liste ins Auge: Bei den Bilderbüchern ist Johanna Schaible mit «Es war einmal und wird noch lange sein» auf der Liste zu finden. Es kann also sein, dass die Schweizer Illustratorin gleich zweifach ausgezeichnet wird- einmal in der Schweiz und einmal in Deutschland.

Und bei der Jugendjury hat es wieder einmal ein Buch aus dem Belletristik-Programm auf die Nominierungsliste geschafft: «Hard Land» von Benedict Wells, einem deutsch-schweizerischen Autor. Die Jugendjury setzt immer mal wieder Titel aus dem Erwachsenenprogramm auf die Liste, so zum Beispiel «Tschick» von Wolfgang Herrndorf oder vor ein paar Jahren «Kafka am Strand» von Haruki Murakami. Ob «Hard Land» dann auch tatsächlich ausgezeichnet wird, erfahrt im am 21. Oktober 2022, an der Preisverleihung, welche im Rahmen der Buchmesse Frankfurt stattfindet.

Und hier die Links zu allen anderen Preisen und Veranstaltungen:

Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis: https://www.bmkoes.gv.at/Kunst-und-Kultur/Neuigkeiten/Kinder--und-Jugendbuchpreis-2022.html

Longlist Bookstar: https://bookstar.ch/

Solothurner Literaturtage: https://www.literatur.ch/de/

Ausstellung Gewerbemuseum: https://www.gewerbemuseum.ch/ausstellungen/bilderbuecher-illustriert-inszeniert

Veröffentlicht am 10.05.2022

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