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#trotzcorona Buchtipp 37

Wenn man den Klappentext von «254 mit Jane Doe» liest, wird eines sofort klar: dies ist keine leichte Sommerlektüre, kein «Feel good»-Buch, keine romantische Liebesgeschichte. Dennoch möchte man unbedingt wissen, wieso Ray nur 254 Tage mit einem Mädchen verbringen durfte, welches nicht einmal einen eigenen Namen hat, sondern eine Jane Doe ist. So unbekannt bleibt zum Glück diese Jane aber nicht, im Gegenteil. Bereits auf den ersten Seiten des Buches lernt man sie kennen, wird von ihrer Ausstrahlung vereinnahmt und erliegt ihrem spröden Charme. Auch Ray geht es so, dem Protagonisten und Ich-Erzähler, der seine Geschichte mit Jane in zwei Phasen aufteilt und abwechslungsweise erzählt: es gibt die Tage davor und die Tage danach. Der Beginn dieser gemeinsamen Geschichte ist wie ein Paukenschlag in Rays Leben. Die neue Mitschülerin, Jane Doe (die eigentlich anders heisst, deren wahrer Name aus Gründen der Fairness nicht verraten wird) erwählt ausgerechnet ihn, den Geschichts-Freak, der ausser Simon keine Freunde in der Schule hat, nicht nur als Sitznachbarn (ausser dem Platz neben ihm war keiner frei), sondern auch als besten Kumpel aus. Ray kann sein Glück kaum fassen und traut der Sache nicht ganz. Wie kommt ein so cooles und selbstbewusstes Mädchen dazu, ausgerechnet Zeit mit ihm, einem langweiligen Hobby-Historiker Zeit zu verbringen? Was als Freundschaftsgeschichte beginnt und sich ganz langsam zu einer Geschichte der ersten Liebe entwickelt, wird eines Tages- man weiss es von Anfang an- in einer Katastrophe, einem Desaster enden, welches jede Menge Scherben zurücklässt. Der Weg dorthin wird vom Autor, Michael Belanger, aus Rays Sicht, mit seinen Worten und seinen Fragen/Ängsten feinfühlig, eindrücklich und ohne zu beschönigen geschildert. Trotz schwierigen Themen fehlt in dem Buch der Humor nicht, im Gegenteil, es gibt viele Stellen zum Schmunzeln und Lachen. Ray und Simon sind zwei liebenswerte Charaktere, zwei Nerds, die ihr Glück, mit Jane Zeit verbringen zu dürfen nicht fassen können, sich aber trotzdem selbst treu bleiben und vielleicht genau deshalb punkten können. Das Buch lässt einem nachdenklich, aber auch positiv gestimmt zurück, denn für Ray scheint es einen Weg aus dem tiefen Loch herauszugeben, ein Licht am Ende des Tunnels. Für Jane war es nicht so, trotzdem ist sie keine Jane Doe- eine anonyme, unbekannte Person- geblieben, sondern ein Mädchen aus Fleisch und Blut mit einem starken Charakter, von dem man froh ist, wenigstens 254 Tage (oder 350 Seiten) mit ihr verbracht zu haben.

Veröffentlicht am 23.04.2020

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